Willkommen bei La Jana!
Steckbrief:

Bürgerlicher Name: Henriette Margarethe Hiebel
Geboren: 24. Februar 1905 in Mauer
Gestorben: 13. März 1940 in Berlin
Vater: Heinrich Hiebel, Vergoldungsmeister
Mutter: Anna Maria Niederauer

La Jana absolvierte eine Tanzausbildung am Opernballett in Frankfurt/Main, nachdem die Familie von Wien nach Frankfurt/M. gezogen war als Henriette noch sehr klein war. Sie wuchs in der Frankfurter Altstadt auf, genauer gesagt im Großen Hirschgraben, ganz in der Nähe des Goethehauses. (Später zog sie in die Große Bockenheimer Straße) Schon als 8jährige trat sie in einer Operntanzszene der Frankfurter Oper als Rittersporn auf. La Jana, damals noch Henny genannt, entzückte ihre Lehrer durch ihren Ehrgeiz und unglaublichen Fleiss. Als Sechzehnjährige tanzte sie als Elevin am Frankfurter Opernhaus und trat in Kurorten bei Bunten Abenden auf. Ende 1920 spielte sie eine kleine Stummfilmrolle neben Hans Albers und Karin Swanström in "Um seine Ehre" (1928), blieb aber der Bühne treu. Der direkte Kontakt mit dem Publikum war ihr wichtig und sie genoss die spontanen Reaktionen. In wenigen Jahren, in denen Henny Hiebel von Bühne zu Bühne tingelte, wurde aus ihr die bewunderte La Jana.

Es muss angenommen werden das sie sich diesen Künstlernamen selbst zulegte um ihrer Person mehr Flair zu verleihen, als der bürgerliche Name Henny Hiebel es je gekonnt hätte. Woher der Name La Jana kommt weiss niemand mehr so genau, angeblich soll er aus dem indischen stammen und übersetzt "Die Blumenreiche" bedeuten. An diesem sehr "orientalisch" klingende Künstlername nahm niemand bis zuletzt Anstoß, denn gerade ihre viel gerühmte dunkele Schönheit, machte La Jana spätestens mit dem Film "Der Tiger von Eschnapur", in dem sie die Rolle einer indischen Tänzerin bzw. Maharani spielte, zu einem umschwärmten Filmstar und Liebling des Publikums.

Der Zufall half La Jana endlich von Publikum und Presse richtig wahrgenommen zu werden. Bei einer Revue in Dresden erkrankte der Star des Abends. La Jana sprang ein und es wurde ihr Durchbruch. Die Presse schrieb "...Schon nach den ersten Schritten gewinnt sie das Publikum: Der eigenartige, dunkelhäutige Typ - gepaart mit einer ephebenhaften Anmut und Leichtigkeit - ist von faszinierender Wirkung...". Nach diesem Erfolg in Dresden ging La Jana nach Berlin. Dort sprang ihr Name bald von allen Plakaten, sie wurde zum Kassenmagneten. Sie hatte sich vom klassischen Tanzstil abgewandt, sie wollte frei tanzen und wurde Revuestar. Wenn sie in der Revue "Casanova" halbnackt auf einem silbernen Tablett auf die Bühne getragen wurde, geriet das Publikum aus dem Häuschen. La Jana war das Tagesgespräch von Berlin. Der Film wurde auf sie aufmerksam und 1930 spielte sie ihre erste Tonfilm-Rolle in dem polnischen Revolutionsdrama "Die Warschauer Zitadelle". Die Resonanz des Publikums war gleich null, von der Presse wurde der Film vergessen.

Während eines Engagements in Paris begegnete La Jana Géza von Cziffra der sie, laut seiner Autobiografie, nach Berlin, mit Friedrich Zelnik bekannt und zum Film brachte. Géza von Cziffra begegnet La Jana zum ersten mal im Nachtlokal Chat Noir in der Rue Blanche. „...Und dort sah ich sie zum ersten Mal tanzen: diese Frau besaß den herrlichsten Körper, den ich in meinem Leben erblickt hatte. Das Mädchen, das sich hier im Scheinwerferlicht auf und ab bewegte (...) war knabenhaft gebaut: schlanke Hüften, fast nur die Andeutung von Busen. Sie war ein einfaches, nettes, zugängliches Mädchen, aber für Sex hatte sie eben soviel Interesse wie Immanuel Kant.“
La Jana nahm Schauspielunterricht und wagte sich an ihre zweite Hauptrolle im Film "Der Schlemihl" von Curt Bois. Die Presse richtete verheerend über sie. "Schönheit kann mit schauspielerischem Können nicht zusammengehen. Eine so schöne Frau kann nicht auch noch eine gute Schauspielerin sein, das ist zuviel des Guten und nicht zu ertragen."
Doch La Jana kümmerte die Meinung der Presse wenig, sie ging zurück zur Bühne. Es war die Glanzzeit der großen Revuen und La Jana trat als Tänzerin u.a. in Paris, Berlin, Stockholm (1933), und London (1934/35) auf, und wirkte mit bei den Shows "An und Aus" von Herman Haller, "Casanova" von Erik Charell und in "Helene" von Max Reinhardt. Géza von Cziffra weiss in seiner Autobiografie noch mehr pikante Details über La Jana zu erzählen, u.a. sei er Zeuge gewesen wie ihr Liebhaber, kein geringerer als seine kaiserliche Hoheit Kronprinz Wilhelm, sie in ihrer Wohnung besucht habe. Selbst Hans Albers soll mit ihr eine stürmische Liebesgeschichte gehabt haben. Über eine Affäre zwischen La Jana und Goebbels wurde ebenfalls gemunkelt, laut Géza von Cziffra, konnte sich das, nicht einmal er selbst vorstellen.

Die Show Streamline von C.B. Cochran führte La Jana auf eine Tournee durch ganz England und Schottland. Sie verkörperte in dieser Show eine spanische Tänzerin. Die englische Presse war voll des Lobes über La Jana, ihre einzigartige Ausstrahlung, ihr tänzerisches Können und ihre schlanke Figur, die es ihr erlaubte „sehr wenig Kostüm“ zu tragen wie London Weekly schrieb „...La Jana danced beautifully too, with less costume“. Der Daily Telegraph schrieb über sie „La Jana is sinuous and alluring in the voluptous Spanish way...“ und die Times macht aus La Jana sogar eine Ungarin „..La Jana, a Hungarian newcomer to the English stage afforded a vivid contrast to Miss Tilly Losch“. Es folgten Modeaufnahmen für die Modezeitschrift Vogue und eine Einladung zu einer Abendgesellschaft beim dem damaligen österreich. Aussenminster in London.

La Jana kehrte als berühmte Frau nach Deutschland zurück und drehte ab 1936 fast jedes Jahr einen bis mehrere Filme. Neben Frauen wie Zarah Leander verkörperte sie den nicht-arischen Typ Frau, der dem Standartbild der echten deutschen Frau und Mutter möglichst vieler Kinder, im dritten Reich völlig widersprach. La Jana wollte wieder Filme drehen und nahm Schauspielunterricht, alledings wußte sie auch um ihre Schwächen und Mängel. "Ich weiß sehr gut, daß ich keine fertige Schsuapielerin bin, denn schließlich bin ich ja immer Tänzerin gewesen. Aber ich arbeite nun daran, mir alle zu erwerben, was mir noch fehlt."

Der Regisseur Hans H. Zerlett glaubte an ihr Bemühen und engagierte sie 1936 für den Artisten- und Varietefilm "Truxa". Dieser Film wurde ihr erste Welterfolg und machte La Jana auf einen Schlag bekannt. Sie spielte die weibliche Hauptrolle, und ihr Partner war Ernst Fritz Fürbringer. Fürbringer, ein echter Theaterschauspieler, war überzeugt das seine Partnerin La Jana ihr Handwerk nicht beherrscht. In einer Schlüsselszene in Truxa, sah auch La Jana das klar bestätigt und meinte deutlich zu erkennen wie Fürbringer sie an die Wand spielte. La Jana, die sonst so bescheiden und sanftmütig, kritisierte die Szene so lange, bis der Regisseur ihr den Gefallen tat und die Szene aus dem Film herausschnitt.
Mit Richard Eichberg reiste La Jana nach Indien. Später bewunderten Millionen im Kino den exotischen Zauber La Janas in "Der Tiger von Eschnapur" und "Das indische Grabmal".

Für beide Filme stand sie u.a. mit Theo Lingen und Gisela Schlüter vor der Kamera. In beiden Filmen spielte La Jana die weibliche Hauptrolle, die Rolle der Sitha, die zurückhaltende, demütige Maharani, schien La Jana auf den Leib geschneidert zu sein. Das Publikum sollte sich an ihren weiblichen exotischen Reizen begeistern und La Jana sollte auch endlich ihre ganzen Tanzkünste zeigen. Deshalb wurde - laut Drehbuch - aus der schwermütigen, verschleierten Maharani im ersten Teil, die treulose Tänzerin Indira, die mit einem Europäer durchbrennt im zweiten Teil. Und La Jana wußte was sie ihrem Publikum zu bieten hat. Glitzende Ranken bedecken knapp Busen, Kopf und Schultern, nur eine goldene Schärpe schlingt sich um ihre schmalen Hüften. So bekleidet erwachte sie als Tempeltänzerin auf den Händen einer imposanten indischen Gottheit. Diese Revueszene gehört wohl zu den schönsten und eindruckvollsten, die im Tiger von Eschnapur zu sehen sind. Der ganze Dreh zu beiden Filmen wurde ein einziges Abenteuer das später auch in der deutschen Presse weit ausgeschlachtet wurde und die Neugier auf beide Filme aufflammen ließ. Die Außenaufnahmen wurden fast alle in Indien gedreht. Während der drei Monate waren das Filmteam Strapazen und Gefahren ausgesetzt. Der Darsteller Sepp Rist, der La Janas Liebhaber darstellte, mußte für eine Szene aus 8 Meter Höhe in einen Stausee springen. Kurz bevor er nach dem Sprung ins Wasser eintauchte warf er seinen Körper herum. Er hatte im Sprung eine große Panzerschildkröte unter der Wasseroberfläche entdeckt und musste seine Flugbahn ändern, um nicht auf sie zu springen. Er schluckte durch den Schreck Wasser und kam kurz danach mit einer fürchterlichen Darmerkrankung ins Krankenhaus nach Bombay. Gustav Diessl übernahm seine Rolle. "Das Tollste was ich gesehen habe war ein Kampf zwischen einem Tiger und einem Wildschwein", erzählte später der Regisseur. Der Kampf spielte sich in einem Käfig ab, in den man von hoch oben einsehen konnte. Und wer gewann den Kampf, der Tiger? "Nee nee, nicht der Tiger, sondern der Eber, der den Tiger glatt aufschlizte". Alexander Golling, der den gutäugigen Ramigani, den Bösenwicht spielte, kam in den Genuß als Heiliger verehrt zu werden. Man drehte in den Bergen, inmitten primitiver Bergbauern, Zahllose Einheimische säumten den Weg. Golling erinnerte sich das er immer einen Turban tragen mußte und auch in dem heißen Klima sein Kostüm mit Make-up. Einmal nahm er den Turban ab und zum Vorschein kamen blonde Haare. Die Einheimischen erschraken - ein Inder mit blonden Haaren! Man glaubte einen Gott vor sich zu haben. Es hat einige Zeit gedauert bis man dem Menschen klarmachen konnte das Alexander Golling weder ein Inder noch ein Gott war.

Die indische Märchenwelt mit ihren Palästen und Tempeln, die später deutsche Filmarchitekten auf dem Filmgeländer in Berlin-Johannistal entstehen ließen, war der echten absolut ebenbürtig. Beide Filme waren ein Fantasieausflug der Zuschauer jener Tage. Als beide Filme in Deutschland uraufgeführt wurden, hatte La Jana die Herzen der Zuschauer endgültig erobert.

Nach dem Krieg, 1958 versuchte der nach der Machtübernahme in die USA emegrierte Regisseur Fritz Lang ein Remake beider Filme mit Debra Paget und Paul Hubschmied. Obwohl beide Filme die ganze Pracht Indiens in Farbe zeigten, kamen sie nicht beim Publikum an. Die schöne Debra Paget war der erotischen Attraktion von La Jana einfach nicht gewachsen. 1938 begann der kurze und endgültige Siegeszug von La Jana. Sie stand als Revuetänzerin im Mittelpunkt eines der aufwendigsten Filme der bis dahin jemals aus einem deutschen Filmstudio kam. In "Es leuchten die Sterne" wurde gnadenlos aus den berühmten und aufwendigen amerikanischen Hollywood Filmen geklaut. Der Film wurde ein flimmerndes Märchen das unterhalten und amüsieren sollte. In der Rolle der Revuetänzerin fühlte sich La Jana in ihrem Element. "Mit "lockend-verhaltener Hingabe" gelang es ihr tanzend, einen mittelalterlichen Ritter aus seiner eisernen Rüstung zu bringen. "Schön und biegsam" walzte sie in der "Cocktail-Revue" in den Armen ihres Partners Paal Roschberg um den perlenden Champagner. La Jana war ausschließlich als Tänzerin eingesetzt. Sie brauchte ihre Stimme nicht zu erheben und auch keine Miene zu irgendeinem Spiel zu machen - sie sollte nur tanzen.

Das Publikum verehrte sie, die Kollegen und Kritiker nicht. "Mit La Janas Schauspielerei scheint es nun aus und vorbei zu sein", schrieb man in den Filmstudios, aber der Schein trog. Schon kurze Zeit später gab ihr der Regisseur Baky die Rolle der Tänzerin Sylvia in dem Film "Menschen vom Variete" (1939). Die Tänzerin wurde bejubelt - "La ana wirkte vor allem durch die Geschmeidigkeit ihrer tänzerischen Bewegung", aber die Schauspielerin La Jana wurde nicht erwähnt.

Das solle anders werden. La Jana war mit ihrer Bezeichnung als "schöne La Jana" nicht mehr zufrieden, sie wollte mehr. Auf ihre nächste Rolle bereitete sie sich sehr intensiv vor. 1939 spielte sie die Hauptrolle in dem Kriminal- und Abenteuerfilm "Stern von Rio". Eine eigene Choreografin überwachte ihre Tänze, ein Lehrer gab ihr Sprech- und Schauspielunterricht. Doch die Uraufführung, den rauschenden Beifall des Publikums und die endlich lobenden Worte der Kritiker, erlebte La Jana nicht mehr. La Jana hatte sich im Winter 1939 verpflichtete für eine Wehrmachtstournee in mehreren Theatern in Deutschland aufzutreten, da ihr damaliger Ruhm sie zu einem sicheren Publikumsmagneten machte. Sie erkrankte im Februar 1940 an einer beidseitigen Lungenentzündung und starb am 13. März 1940 um 19:05 Uhr in der Landhausstraße 33-35 in Berlin-Wilmersdorf, laut Sterbeurkunde Nr. 531, Standesamt Berlin-Wilmersdorf vom 19. März 1940. La Jana wurde auf dem Waldfriedhof in Berlin-Dahlem begraben. Die Grabstätte wurde lange Zeit von der Friedhofsgärtnerei Hermann Wendt gepflegt und auch neu gestaltet. Nach einem Streit um die Kosten für die Grabstelle wurden die Zahlungen der Familie La Janas eingestellt. Wenig später wurde die Grabstätte eingeebnet. La Janas Grab kann heute nicht mehr gefunden werden.

14 Jahre nach dem Tode von La Jana sorgte ein Betrüger, Herbert Schmid, der sich als Peter Paul Hiebel und unehelicher Sohn von La Jana ausgab, für Schlagzeilen. (Herbert Schmid hatte mehrere Namen u.a. Peter Paul Heliopolis und auch einen weiblichen Namen) Die Frankfurter Neue Presse, ebenso die deutsche Illustrierte und Der Stern, veröffentlichten eine rührselige Geschichte nach der La Jana am 14. August 1929 ( zu diesem Zeitpunkt wäre La Jana gerade 14 Jahre alt gewesen) in der Hubertus-Klinik in Berlin-Lichtenberg einen Sohn geboren haben soll. Der Vater des Kindes soll ein Russe gewesen sein, der zur Geburt des Kindes in die Klinik kommen wollte, La Jana jedoch sitzen liess. La Jana vertraute ihr einziges Kind dem Staatssekretär Alexander Heliopolis an, der ihn mit auf seine Reisen nahm. Erst 1938 soll La Jana heimlich eine Villa in Berlin gemietet haben um mit ihrem Sohn offiziell zusammen leben zu können. Er soll an ihrem Todestag ihre Lebensbeichte abgenommen und von ihr 37.000 Mark geerbt haben. Nachdem sich die Schwester von La Jana, Frau Anny Bittlinski, über diese Verleumdung in der Presse mit einer Anzeige gegen den angeblich unehelichen Sohn von La Jana wehrte, wurde gegen Herrn Herbert Schmid am 6. Mai 1955 wegen Urkundenfälschung und Betrug durch den Generalstaatsanwalt Anklage erhoben. Einem weiteren Nachkriegsgerücht zufolge soll La Jana jüdischen Theaterkollegen die Flucht aus Deutschland ermöglicht haben. Ihre Tat wurde von der SS aufgedeckt und ihr angeblicher Tod durch Lungenentzündung, sei ein vertuschter SS Mord an der bekannten Tänzerin und Schauspielerin La Jana.

Es gibt kaum Unterlagen die persönlich von La Jana stammen oder über sie berichten. Viele Kostüme die La Jana in ihren Filmen trug, wurden durch Bombenangriffe im Krieg zerstört. Ihre Rolle im dritten Reich ist bisher ungeklärt. La Jana hinterließ kaum persönliche Notizen, Tagebücher oder andere Unterlagen. Ihre Familie hinterließ drei Ordner mit Schriftstücken, u.a. Zeugnisse, Abrechnungen, Zeitungsberichte und Künstlerverträge dem Deutschen Filminstitut in Frankfurt/M.. Es kann nicht ausgeschlossen werden das diese Unterlagen vor der Übergabe durch die Familie „bereinigt“ wurden. Ich danke der Murnau-Stiftung in Wiesbaden und dem Deutschen Filminstitut DIF für ihre Unterstützung bei meinen Recherchen zur Person La Jana.

Über die Schauspielerin La Jana existieren heute kaum noch Dokumente. Diese Informationen über La Jana hat
Helena Lehmann zusammengetragen. Sie würde sich sehr über weitere Anhaltspunkte zu dem Leben von La Jana (Zeitzeugen, Filme, etc.) freuen. Eine eigene Homepage zu La Jana hat sie unter http://www.la-jana.com erstellt.

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